Küchenstuhl
In einer anderen Küche sitze ich. Aus einer anderen Wohnung schreibe ich. Der Kopf und die grauen Wolken sind gleich. Die melancholische Musik, die aus meinen schlechten Laptop-Lautsprechern scheppert, auch. Auf dem grauen Secondhand-Sofa sitzt aber ein ganz Süsser, der mich nach so vielen Jahren endlich auch im Alltag begleitet.
Ich will das Schreiben mit neuen Gefühlen besetzen. Aber irgendwie zieht mich immer die Sehnsucht nach jugendlicher Trunkenheit - vor Liebe und Alkohol - hierhin. Begleitet von Liedern, die ich wahlweise 2008, 2009 oder 2010 obsessiv auf iTunes hoch- und runtergespielt habe.
Ich stelle es mir so heilend vor, wieder schreibend meine Welt zu ordnen. Meine Gedanken zu entwirren und mit einer Prise gesunder Distanz zu betrachten. Zu oft verirre ich mich in ungesunden Mustern, farbloser Realität, lustlosem Alltag - und finde kaum mehr heraus.
Ein wichtiger Schritt ist getan: Die neue Hausärztin liess auf mein "Ich will in Therapie." gleich Taten folgen. Eine Überweisung ging an eine ihr bekannte Psychiaterin. Nun warte ich auf einen Anruf. Und irgendwie auf Rettung, obwohl ich ja weiss, dass damit vor allem harte Arbeit verbunden ist. Aber ich will mehr vom Leben. Und nur so komme ich dahin.
~Maria Mena-All This Time~
You self destructive, little girl
Pick yourself up, don't blame the world
So you screwed up
But you're gonna be okay
wolkenimkopf am 02. November 22
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Hört das irgendwann auf?
people go
but how they left will always stay
Ich tippe auf Google "trauma after breakup" und "dreaming of an ex ten years later" ein. Ich schliesse die Augen, drücke den Lichtschalter, ziehe die Schiebetür hinter mir zu - und versuche mich zurückzuversetzen, zu erinnern. An den Geruch seines Aftershaves und die überwältigende Liebe, wenn er meinen warmen Körper samstagmorgens vor dem Weg zur Arbeit im Bett nochmals festhielt.
Am 12. Mai werden zehn Jahre vergangen sein seit dem einschneidendsten, schmerzvollsten Ereignis in meinem bisherigen Leben. Danach monatelange Verzweiflung und Dunkelheit bis zum Tag vor seinem Geburtstag im Oktober, als ich nicht mehr sein wollte.
Letzte Nacht habe ich wieder von ihm geträumt. Ein durchdringendes Gefühl von Geborgenheit und tiefer Liebe empfinde ich in diesen Träumen häufig. Seine Frau taucht jeweils auch auf und das ist okay.
Hört das irgendwann auf? Will ich, dass es das tut? Gehört diese kaum erträgliche Sehnsucht nach meinem jüngeren, naiveren, vor lauter jugendlicher Gefühle fast zerberstenden Ich zum Älterwerden?
~Mumford and Sons - Winter Winds~
wolkenimkopf am 13. März 22
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Stille zwischen den Stürmen
Diese abgedroschenen Phrasen beschreiben es am besten: Der Sturm hat sich gelegt, das Gewitter ist vorbeigezogen, die Wogen haben sich geglättet. Und ich versteh's einfach nicht.
Plötzlich ist da Energie und Tatendrang. Der Tag will wieder mit Leben und kleinen Abenteuern gefüllt werden. Die Schwere in meinem Körper, die mich so häufig ins Bett zieht - verschwunden. Ich fühle wieder.
Es ist ein Teufelskreis. Und dann wieder nicht. In diesen Momenten verstehe ich mein antriebsloses, verängstigtes, depressives Ich nicht. Kein Buch zu schwankender Stimmung im Zyklus oder manischer Depression passt im Geringsten.
Und alles, was mir bleibt, ist diese Welle zu reiten. Weil bald ist alles wieder grau und schwer.
Passenger ~ Scare Away the Dark
We should run though the forest
We should swim in the sea
We should laugh, we should cry
We should love, we should dream
We should stare at the stars and not just at screens
wolkenimkopf am 20. Februar 22
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